Swen Bernitz – Fotografie
29. März – 27. April 2025
Vernissage: Freitag, 28.3.2025 um 18:00 Uhr
Begrüßung: Klausdieter Zschech
Freundeskreis der Kunsthalle Brennabor e. V.
SONNTAG, 27. April 2025 um 15:00 Uhr
– FINISSAGE –
Swen Bernitz – Fotografie

Der Fotograf
Kulturelle und wissenschaftliche Projekte zur Baukultur fokussieren sich meist auf Gebäude in Städten und auf Bauten von Architekten aus den letzten 100 Jahren. Die künstlerischen Projekte von Swen Bernitz nehmen dagegen den ländlichen Raum in Brandenburg, wenig beachtete Orte oder Bauten aus vorherigen Jahrhunderten in den Fokus. Sein Interesse gilt dem Kontext von Bauwerken und ihrer Geschichte sowie den sozio-kulturellen Interaktionen aus der baulichen Gestaltung unserer Umwelt. Hauptthema seiner Serien sind der Wandel von Architektur und die Veränderung der gebauten Umwelt in all seinen Facetten: Erschließung, Neubau, Nutzungsänderung, Umgestaltung, Zwischennutzung, Leerstand, Verfall, Sanierung, Konversion oder Abriss. Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt verschiedener Serien, die alle im Land Brandenburg fotografiert wurden.
Swen Bernitz, geboren 1970 in Berlin, lebt und arbeitet in Zossen OT Wünsdorf. Seit 2008 widmet er sich in konzeptionellen Langzeitprojekten und Serien im dokumentarischen Stil den Themen gebaute Umwelt und urbane Landschaften. Seine Werke zeichnen sich durch eine außergewöhnliche künstlerische Sensibilität und Präzision aus und haben weltweit Anerkennung gefunden. Swen Bernitz wurde bereits in namhaften Institutionen wie dem Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main, der Fabbrica del Vapore in Mailand, dem Museum für Kunst in Rockenhausen, dem Neuen Schloss Eremitage in Bayreuth, der Prospekto Gallery in Vilnius und dem Sprengel Museum in Hannover ausgestellt.
Termine
Samstag, 12. April 2025 um 15:00 Uhr – KUNSTGESPRÄCH mit Ausstellungsrundgang – Swen Bernitz im Gespräch mit Klausdieter Zschech (Freundeskreis der Kunsthalle Brennabor e. V.)
OSTERSONNTAG, 20. April 2025 bleibt die Kunsthalle Brennabor geschlossen!
Samstag, 27. April 2025 um 15:00 Uhr – GALERIEGESPRÄCH
über den die Ausstellung begleitenden Foto-Workshop und Präsentation der Ergebnisse
Impressionen














SONNTAG, 27. April 2025 um 15:00 Uhr
– FINISSAGE –
Swen Bernitz – Fotografie
Die Serien
Feldsteinkirchen

Die Feldsteinkirchen gehören zu den ältesten, markantesten und bedeutendsten Bauwerken des ländlichen Raums im Fläming. Der Höhenrücken Fläming ist ein glazial geprägtes moränenartiges Gebiet und durch Stauchungen der Erdmassen in der Eiszeit des Pleistozäns entstanden. Die zeitweise Vereisung während des Pleistozäns brachte den Feldstein ins Land. Für die Landwirtschaft eher hinderlich, eignete sich der Feldstein als Ersatz für nicht vorhandene andere Natursteine. Die (meisten) Feldsteinkirchen im Fläming entstanden im Mittelalter und zählen architektonisch zu den spätromanischen Bauwerken. Der ursprüngliche Bauplan der Kirchen ist einfach, es gibt im Grunde genommen nur vier Bauelemente: der breite Turm oder Querriegel, das eigentliche Kirchenschiff, der Chor und die Apsis. Das Mauerwerk der Feldsteinkirchen ist das sogenannte Quadermauerwerk.
Kummersdorf

Ein wichtiger Ausgangspunkt der gesamten militärischen Entwicklung im Land Brandenburg in den letzten 150 Jahren war die Errichtung des Artillerieschießplatzes Kummersdorf 1875 im Auftrag der Artillerieprüfungskommission (APK). Nach und nach wurde der Standort Kummersdorf (einschließlich umliegender Ortschaften) zur Entwicklung und Erprobung von Waffen, Gerät, Transportmitteln und Bauwerken umfassend ausgebaut. In der Zeit des Nationalsozialismus war das Gelände als Heeresversuchsanstalt Kummersdorf Versuchsplatz des Heereswaffenamtes (HWA) mit mehreren speziellen Versuchsstellen. Seit über 20 Jahren setzt sich der Förderverein Museum Kummersdorf e.V. ehrenamtlich für einen Erhalt und museale Nutzung des Areals ein. Das künstlerische Fotoprojekt über den aktuellen Zustand soll auf diesen sehr geschichtsträchtigen Ort und die nicht geklärte Zukunft für das Gelände und Museum aufmerksam machen.
Fahrzeughallen

Die Serie dokumentiert ehemalige Fahrzeughallen der sowjetischen Streitkräfte in den Jahren 2008 bis 2010. Mangels sinnvoller Nutzungskonzepte stehen die Hallen seit dem Abzug 1994 Jahren leer. Vorherrschende Kennzeichen: Verwitterung, Verfall, Abbruch, Müll. Langsam versucht die Natur die Objekte für sich zu gewinnen. Ein Teil dieser Hallen wurde bereits vor dem zweiten Weltkrieg für militärische Zwecke gebaut. Die Mehrzahl der Fahrzeughallen wurde während der sowjetischen Stationierung aus Fertigbetonteilen in einfacher Typenbauweise errichtet. In der Regel an einer Seite offen und ohne Tore. Die Decken ebenfalls aus massiven Fertigbetonteilen oder in der einfachen Ausführung mit Platten aus Asbestfaserzement.
Bahnhöfe

Das Flächenland Brandenburg ist durch ein Netz verschiedener Regionalbahnlinien erschlossen und mit der Großstadt Berlin verbunden. Die Regionalbahnhöfe dieser Linien sind viel genutzte, aber i.d.R. wenig beachtete Verkehrsorte. Die Serie dokumentiert die verschiedenen Bahnhöfe in ihren unterschiedlichsten Ausführungen, von einfachsten Bahnsteigen bis hin zu Gleisanlagen mit monumentalen Überführungen. Alle Fotografien sind für eine vergleichende Betrachtung einheitlich in Parallelperspektive zu den Gleisen aufgenommen.
Dorfbilder

Die Serie beschäftigt sich mit der Alltagsarchitektur in den Dörfern von Brandenburg. Die Anlage und Struktur der Wohngebäude und Bauten für die (landwirtschaftliche) Nutzung ist meist historisch gewachsen und nicht durch eine architektonische Planung entstanden. Durch vielfältige Instandsetzungen und Umbauten im Laufe der Zeit ist das heutige Erscheinungsbild der Dörfer von Baustilen und Materialien verschiedener Epochen geprägt.
Schießanlage

Die Fotoserie dokumentiert die ehemalige Schießanlage Wünsdorf im visuellen Bildstil militärischer Nachtsichtgeräte mit Restlichtverstärkung. Die Schießbahn mit mehreren, meterhohen Geschossfangwänden war in der Vergangenheit Teil eines der bedeutendsten Militärgelände im 20. Jahrhundert in Deutschland. Ursprünglich für die preußische Infanterie-Schießschule im Kaiserreich angelegt, war der Schießplatz im II. Weltkrieg Teil des Geländes des Oberkommandos des Heeres und gehörte von 1953 bis 1994 zum Hauptquartier der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). Der Komplex ist in die Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen. Eine moderne Ruine und Mahnmal der konventionellen Militär- und Kriegsausbildung im letzten Jahrhundert.
Grünlicht

Die Serie Grünlicht zeigt Baustellen, Brachflächen und Industrieanlagen in grünem Neonlicht von LED-Scheinwerfern. Surreale Bilder wie aus einem militärischen Computerspiel oder Fantasyfilm. Die Scheinwerfer sind Teil der Objektsicherungen gegen unbefugte Besucher, Diebstahl oder Vandalismus. An bis zu 6 Meter hohen Überwachungstürmen mit Rundumkameras befestigt, erlauben die Scheinwerfer eine Kontrolle der Areale im Radius von bis zu 200 Metern. Die grüne Lichtfarbe ermöglicht dabei eine bessere Kameraüberwachung des Geländes und soll Menschen und Tiere weniger stören, als weißes Normallicht.
Heeresfeldbahn

Die Heeresfeldbahnen waren spezielle Schmalspurbahnen mit 600 mm Spurweite für den Transport im militärischen Bereich. Auf dem Gelände des Schießplatzes Kummersdorf (später Herresversuchsstelle) wurde ab 1878 durch die Königlich-Preußische Eisenbahnbrigade eine Heeresfeldbahn errichtet. Im zweiten Weltkrieg wurde das Netz durch Nutzung der Gleise der ehemaligen Jüterboger-Luckenwalder Kreiskleinbahn deutlich ausgebaut. 1945 endete die militärische Nutzung und die Gleise wurden größtenteils abgebaut. Übrig blieben Pfeiler und Widerlager als Reste ehemaliger Brückenbauten.
Bockwindmühlen

Die Bockwindmühlen prägen seit Jahrhunderten die Landschaft Brandenburgs als stumme Zeugen einer vergangenen Ära der Getreideverarbeitung. Die ältesten nachweisbaren Bockwindmühlen in Brandenburg entstanden im Zuge der mittelalterlichen Ostkolonisation. Ihr einfacher Aufbau aus einem auf einem Holzgestell („Bock“) drehbaren Mühlenkasten ermöglichte die Windausrichtung durch manuelles Verstellen des gesamten Aufbaus. Diese charakteristischen Holzkonstruktionen entwickelten sich zwischen dem 13. und 19. Jahrhundert zum bestimmenden Mühlentyp der Region, bevor sie durch industrielle Mahlverfahren verdrängt wurden. Im Jahre 1852 zählte man allein in der Provinz Brandenburg 2.198 Bockwindmühlen. Heute existieren weniger als 20 vollständig erhaltene Exemplare als technische Denkmäler.
Bauen ist ein technischer, kein ästhetischer Prozess

Die ehemalige Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), heute UNESCO-Welterbe, wurde nach einem Entwurf von Hannes Meyer und Hans Wittwer von 1928 bis 1930 in Bernau errichtet. Der Gebäudekomplex gilt als Höhepunkt des funktionalistischen Bauens und als eines der weltweit größten Bauhaus-Ensembles. Bezugnehmend auf das Arbeitsverständnis der Architekten und ihrer Lehrtätigkeit am Bauhaus dokumentiert die Serie die Verwendung der Baustoffe Glas, Klinker und Metall und betont die Verbindung von Form und Funktion der baulichen Anlage. Vergleichbar einem Architekturentwurf in Form einer Kohlezeichnung sind die Foto-grafien direkt auf Transparentpapier gedruckt.