PortLand
Anatomie der Zukunft
22. Juni – 28. Juli 2024
Vernissage: Freitag, 21.6.2024 um 18:00 Uhr
Begrüßung: Volker Dressler
Performance: Rubica von Streng
Musik: Felix Komoll Trio (Jazz)
Mit ihren abstrakt-expressiven Gemälden belebt Rubica von Streng die Kunstwelt zurzeit wie kaum eine andere Künstlerin ihrer Generation. Nun gastiert die Berliner Malerin mit einem Querschnitt aus dem Werkzyklus „PortLand“ in der Kunsthalle Brennabor. In den gezeigten Arbeiten verschmelzen Porträt- und Landschaftsmalerei auf bislang ungesehene Weise zu Darstellungen einer „Anatomie der Zukunft“.

Was darunter zu verstehen ist, liegt freilich auch im Ermessen der Betrachtenrinnen und Betrachter. Bereits auf den ersten Blick wird allerdings klar, dass sich das Antlitz unseres Planeten in diesen Bildern gravierend verändert hat. Klimakrise und Kriege fordern ihren Tribut – üppige Landschaften verwandeln sich in rotglühende Wüsten, Flüsse treten über die Ufer, Städte versinken, Gletscher schmelzen, Arten sterben aus. Gleichwohl verbreiten von Strengs Gemälde keine depressiv-dystopische Stimmung. Im Gegenteil. Sie machen Mut und weisen den Weg in eine Zukunft, in der es sich anders leben wird als heute: bewusster, nachhaltiger und im Einklang mit der Natur.

die Vernissage


















Photos © 2024 matthes.photography
Das zeigen auch die Werke der Serie „PortLand in Umbrien“, die von Streng während eines Italienaufenthalts 2019/20 begann und anschließend im Schlossatelier Berlitt fertigstellte. In der Kunsthalle Brennabor sind die Arbeiten erstmals zu sehen. Ergänzt wird dieser Teil der Schau durch den Kurzfilm „An End to Jealousy“, den die Künstlerin mit einem internationalen Team an Originalschauplätzen in Umbrien und in der Toskana gedreht hat.
Aus ihrem Werkzyklus „Totentanz“, der voriges Jahr in der Kulturkirche St. Jakobi in Stralsund zu sehen war, zeigt Rubica von Streng außerdem das Gemälde „Lost Thinking“ sowie einen Video-Rundgang durch die dortige Soloschau.
die Künstlerin
Rubica von Streng studierte zunächst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und anschließend an der Universität der Künste in Berlin. 2018 schloss sie dort das Studium als Meisterschülerin ab. Ihre künstlerischen Schwerpunkte liegen auf Malerei und Skulptur.

Bereits 2019 nahm die Künstlerin mit Arbeiten aus dem Zyklus „PortLand“ an der internationalen Ausstellung „Taking Root“ im KIT (Kunsthalle Düsseldorf) teil. Es folgten hochkarätige Gruppenschauen wie „A Matter of Touch“ im Kunsthaus Torstraße, Berlin (2020) und „Offshore Show“ im Münchener Haus der Kunst (2022). Ihre Soloschau „Totentanz“ in der Kulturkirche St. Jakobi in Stralsund zog im vergangenen Jahr fast 20.000 Gäste an.
Begleitend zu ihren Werkzyklen hat die Künstlerin Monografien und Kataloge veröffentlicht, darunter „Towards PortLand“ (2019), „Limits of PortLand“ (2022) sowie „Totentanz“ (2023). Zur Ausstellung in der Kunsthalle Brennabor erscheint der dritte Band ihrer „PortLand“-Reihe: „Beyond PortLand“ enthält Reproduktionen der gesamten Werkserie, Fachtexte der Kunsthistorikerin Kerstin Bitar und des Kunsthistorikers Christoph Tannert sowie ein Interview, das der Kulturjournalist Frank Lassak mit der Künstlerin geführt hat. Das Buch ist während der Ausstellung zum Subskriptionspreis erhältlich sowie ab 1. Juli 2024 überall im Buchhandel.
die Werkschau
Abstrakte Porträt- und Landschaftsmalerei gehen in Rubica von Strengs Werkzyklus „PortLand“ eine spannende Liaison ein. Die vielschichtig komponierten Ölgemälde erscheinen aquarellhaft und strahlen eine unerwartete Leichtigkeit aus. Dieser Spagat gelingt der Künstlerin mithilfe der von ihr entwickelten sogenannten Arpeggio-Maltechnik: Dabei trägt sie hauchdünne Schichten verdünnter Ölfarbe nach- und übereinander auf und lässt ein Ensemble von – stellenweise verschmelzenden – Farbräumen und Formen entstehen. „Wie bei einem Arpeggio-Akkord, wenn alle Töne direkt nacheinander erklingen, stehen die Farbschichten und Formen miteinander in Beziehung“, beschreibt von Streng die Bildkomposition.
Die 31-jährige Berliner Malerin befasst sich in ihren Arbeiten unter anderem mit Themen wie Naturschutz, Biodiversität und der Zukunft der Zivilisation. So auch im Zyklus „PortLand“, den sie 2018 begann und der inzwischen aus mehr als 100 Gemälden und einer Plastik besteht. Den Beginn des Zyklus bildet „Towards PortLand“ (2018–2019), worin sie die Verwurzelung von Individuen und Umwelt behandelt. Im zweiten Teil, „Limits of PortLand“ (2020–2021), treffen Porträts auf Stimmungen des Landes; Grenzen verschwinden oder werden fließend überschritten. In „Beyond PortLand“ (2022–2023) lösen sich die traditionellen Formen von Landschaft und Figur schließlich immer mehr auf und nehmen flüchtige, zuweilen gasförmige Gestalt an.

Mitten hinein in die aktuelle und in eine künftige Realität weisen diese Werke, in denen konkrete Gewissheiten und dräuende Ungewissheiten miteinander in Beziehung stehen – Ergebnisse intensiver Beobachtungen und einer präzisen Innenschau.
Trotz aller Intensität und filigraner Details wirken die Gemälde verblüffend konsonant. „Rubica von Strengs Werke sind hintergründig, fundiert und verantwortungsvoll“, sagt René Spiegelberger, Gründer der Hamburger Spiegelberger Stiftung. „Sie schlägt damit ein neues Kapitel der Abstraktion auf. Ihre Form der Auseinandersetzung mit aktuellen Themen manifestiert sich im ,PortLand‘-Zyklus auf eindrucksvolle Weise.“
„Obwohl sie erst am Beginn ihrer Karriere steht, verfügt von Streng bereits über einen breiten thematischen Fundus und eine sehr differenzierte Ausdruckskraft“, sagt Werner Tammen, dessen Galerie die Künstlerin in Berlin vertritt.
In der Kunsthalle Brennabor zeigt Rubica von Streng nun erstmals einen großen Querschnitt ihres monumentalen „PortLand“-Zyklus. Unter den fast 50 Arbeiten, die sie für die Ausstellung ausgewählt hat, befinden sich etliche Schlüsselwerke, etwa das Gemälde „Am I Elefant“ und die Skulptur „Shelter.“
Termine
Sonntag, 7, Juli 2024 um 14:00 Uhr – Artist Talk
Rubica von Streng im Gespräch mit dem Kulturjournalisten Frank Lassak (Arte Magazin) und Matti M. Matthes (Freundeskreis der Kunsthalle Brennabor e. V.)
Zu der Ausstellung hat die Berliner Galerie Tammen einen virtuellen Verkaufsraum eingerichtet. Dort finden Sie eine Vielzahl an Werken aus Rubica von Strengs „PortLand“-Zyklus.